Das Interview mit der HuffingPost Deutschland

Ich habe ja vor langer Zeit, im Dezember 2017, ein Interview gegeben.
Da aber die Webseite der HuffPost Deutschland geschlossen wurde, und damit das Interview nicht mehr verfügbar ist, schreibe ich hier mal den Text, den dich vorab zur Veröffentlichung freigegeben habe.


Wenn uns jemand auf der Straße sieht, würde er es nicht erkennen. Wir sehen nämlich aus wie ein ganz normales Paar.

Allerdings gibt es ein Merkmal, das verrät, was ich wirklich bin. Ich trage nämlich permanent ein Halsband mit einer Plakette, auf der steht: Sklave Holger – Eigentum von Lady Mone.

Lady Mone ist meine Frau. Und ich bin ihr Sklave. Ihr Eigentum. Sie darf über mich bestimmen.

Eigentlich führen wir eine ganz gewöhnliche Beziehung. Doch sobald ich die Wohnungstür hinter mir schließe, ziehe ich mich aus und lege meine Manschetten an. Damit signalisiere ich meiner Frau, dass ich bereit bin, ihr zu dienen.

Ich muss die Wohnung aufräumen, kochen, einkaufen, gewisse Aufgaben erledigen. Morgens stehe ich zum Beispiel immer 15 Minuten früher auf, um ihr Frühstück zu machen.

Wir haben uns gemeinsam gewisse Regeln für unser Zusammenleben ausgedacht, die ich ihr gegenüber immer und bedingungslos einzuhalten habe.

Ich muss mein Halsband und einen Cockring tragen. Wenn ich die Wohnung betrete, muss ich mich ausziehen. Bei Abwesenheit meiner Frau muss ich einen Keuschheitskäfig um meine Genitalien tragen. Außerdem ist auf meinem Handy ununterbrochen ein Ortungstool eingeschaltet. Meine Frau kann immer sehen, wo ich bin.

Mir ist es auch untersagt, ohne die Erlaubnis meiner Frau einen Orgasmus zu haben. Manchmal zieht es sich mehrere Tage hin, in denen sie mich immer wieder kurz vor den Höhepunkt bringt, dann aber abbricht und mich zum Beispiel auffordert, Frühstück zu machen.

All diese Regeln – und es gibt noch viel mehr – sind Teil unseres Spiels. Als wir uns kennenlernten, habe ich ihr gesagt, dass ich eine Beziehung haben möchte, in der ich die devote Rolle einnehmen kann. Und ich wollte, dass sie mich dominiert.

Schon mit 17 Jahren hatte ich Interesse an Sadomaso. Aber meine erst Frau war dem sehr abgeneigt. Nach 13 Jahren hat sie mich verlassen und die Kinder mitgenommen. Damals dachte ich mir: Wenn ich jetzt sowieso allein bin, kann ich auch nach einer Partnerin suchen, die dieselben Interessen hat wie ich.

Nach vielen Jahren mit Höhen und Tiefen und diversen Beziehungen, traf ich dann auf meine jetzige Frau. Sie hatte keine Ahnung von SM. Ich habe sie sozusagen an das Thema herangeführt. Mittlerweile ist sie in ihrer Rolle sehr aufgegangen.

Einerseits liebt sie es, die Kontrolle über mich zu haben, andererseits genießt sie es sehr, von mir bedient und umsorgt zu werden.

Für mich ist die devote Rolle optimal. Ich bin eigentlich ein dominanter Typ. Das Problem ist: Ich kann mich nur fallen lassen, wenn ich vor meiner Frau auf die Knie gehe und meinen Kopf auf ihren Schoß lege. Dann habe ich keine Verantwortung mehr. Das ist für mich pure Entspannung.

Doch ich kann genauso der starke Mann für sie sein. Es ist so: In den Augen meiner Frau bin ich eigentlich der Wolf. Andererseits will ich auch mal ein kleines Schoßhündchen sein.

Und das kann ich auch. Da jeder von uns in der Rolle ist, in der er sich am wohlsten fühlt, haben wir eine sehr glückliche und ausgeglichene Ehe. Wir führen eine Beziehung auf Augenhöhe und mit vollem Respekt. Doch das ist nicht alles.

Unser Sexleben ist großartig. Das kann man kaum noch toppen.

Wenn mich meine Frau fesselt, kann ich mich voll und ganz gehen lassen. Ich kann mich nur auf mich konzentrieren. Mit normalem Sex würde ich nie so einen genialen Höhepunkt erreichen wie in der devoten Rolle.

Auf der anderen Seite hat meine Frau nicht den Druck, dass sie mich heranlassen muss. Sie muss nicht die Beine breit machen, um ihrem Mann, Lust zu bereiten. Wenn meine Frau befriedigt werden will, sagt sie mir das und ich mache das dann.

Für Außenstehende erscheint unsere Beziehung oft seltsam. Vor kurzem waren wir bei Ikea, um einen neuen Sessel zu kaufen. Da sagte meine Frau plötzlich: „Knie dich vor den Sessel, ich will ausprobieren, ob ich meine Füße bequem auf die legen kann.“ Das habe ich dann gemacht und dafür sicher einige komische Blicke geerntet. Allerdings stehe ich da drüber.

Aber es gibt auch andere Situationen, die mich schon ärgern. Einmal kam unsere Bekannte mit einer Freundin vorbei und sagte: “Wir haben gerade über SM gesprochen und ich wollte ihr mal zeigen, wie ihr so lebt”.

Wir sind doch hier nicht im Zoo, dachte ich mir. So nach dem Motto: Hey, die machen was Perverses, das schauen wir uns mal an.

Diese Sensationsgier wird meiner Meinung nach von dem Medien aufgeputscht. Denn dort wird häufig mit falschen Klischees gearbeitet. Die Domina. Der Manager, der sich abends auspeitschen lässt. Das Blondchen, das gefesselt wird. All das entspricht kaum der Realität.

Außerdem behaupte ich: Jeder Mensch, der mehr als dreimal Sex hatte, hat schon einmal Erfahrung mit Sadomaso gemacht. Denn SM beginnt ja bereits mit kleinen Machtspielchen. Augen verbinden, leichte Fesselspielchen, kratzen, den Partner am Haar packen – all das ist schon SM.

Doch wenn man offen sagt, dass man auf SM steht, fühlt man sich schnell als der perverse Ausgestoßene. Dabei sind wir ganz normale Menschen, die sich einfach trauen, über ihre Vorlieben zu sprechen.


So ist das Interview nicht für alle Zeiten aus dem Internet verschwunden, und ihr könnt es immer noch lesen.

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